Das Pa*radieschen erwacht
Rückblick auf die Ausstellung "Kreativräume im Pa*radieschen", bei welcher das gesamte Pa*radieschen-Haus, von Keller bis Dachboden, in eine bunte Ausstellungsfläche verwandelt wurde.
04. April 2024
Schon von draußen, in der Weißenburger Straße, hört man leise Musik aus der Hausnummer 32. Licht brennt in allen Zimmern und hinter den Fenstern sind zahlreiche Menschen zu erkennen. Das Gartentor steht weit offen, in der Einfahrt eine Sammlung Fahrräder und dazwischen ein reges Kommen und Gehen. In der offenen Garagentür verrät ein großes Banner den Anlass: "Willkommen zu den Kreativräumen im Pa*radieschen!".
Die Kreativräume. Die Idee kam in einem kurzen Gespräch mit Tine Klink vom Atelier "Kreativraum Pfersee" bei unserer WinterWunderFete auf. "Hey, wir besitzen jetzt leerstehende Räume. Du machst schöne Kunst und hast kreative Netzwerke. Sollen wir zusammen was machen?". Gesagt, getan, weitere Künstler*innen angefragt und schon wenige Tage später stand der Plan: Das gesamte Pa*radieschen-Haus, von Keller bis Dachboden, würde im Februar und März in eine bunte Ausstellungsfläche verwandelt werden. An vier Sonntagen sollte die Ausstellung geöffnet sein, untermalt von Musik, Lesungen, Kaffee und Kuchen. Dass es so leicht gehen würde, hätten wir uns selbst nie gedacht!
Die Ausstellung selbst hat uns dann wahrlich umgehauen. Jeder (!) Raum des Hauses, von der Waschküche im Keller über drei Wohnetagen bis hinauf in den Dachboden ist von knapp 20 Künstler*innen aus Augsburg und darüber hinaus gestaltet worden. Die Kunst ist dabei so unterschiedlich wie die Kunstschaffenden selbst: Von Naturfotografien über Acrylgemälde und Tuschezeichnungen bis hin zu Wandteppichen und Stickereien. Nicht selten ist die Kunst dabei auch explizit politisch und behandelt Themen wie Feminismus, die Wegwerfgesellschaft oder auch die Wohnsituation geflüchteter Menschen in Deutschland. Jeder Raum ein einzigartiges Erlebnis! Und plötzlich wirken die Räume gar nicht mehr so leer, so geisterhaft, so verloren wie davor. Plötzlich fühlt sich unser Haus fast wie ein fertig eingerichtetes, gemütliches Zuhause an.
Doch damit nicht genug! An den vier Ausstellungssonntagen gibt es zusätzlich zur Ausstellung literarische und musikalische Auftritte. Im großen Wohnzimmer in der mittleren Etage – Teppichboden, 60er-Jahre-Tapete, Nachtspeicheröfen – entsteht nun eine kleine Bühne, die von ganz unterschiedlichen Menschen bespielt wird. Da trifft Poesie auf Gitarrenklänge, Akustik-Punk auf Psychedelic-Pop, die junge linke Bewegung auf die alternative Pferseer Kunstszene. Mit auf der Bühne stehen Künstler*innen, die auch im Haus ausstellen, Pa*radieschen-Mitglieder und Mitglieder anderer Hausprojekte, Nachbar*innen und nicht zuletzt auch unser Architekt Christian Z. Müller mit seinem Synthesizer. Sie alle beleben diese Räume, die fast ein Jahrzehnt leer standen, füllen sie mit Klängen, Emotionen und Begegnungen.
Sieben Jahre lang war Pa*radieschen nur eine Vision. (Mindestens) sieben Jahre lang standen die Räume in der Weißenburger Straße 32 leer. Und endlich, endlich erwacht das Pa*radieschen wirklich und wahrhaftig zum Leben! Für uns waren die Kreativräume ein Vorgeschmack auf das, was wir an diesem Ort schaffen wollen: Einen Ort der Begegnung, voller unterschiedlicher Menschen und Musik, voller Kunst und trotzdem frei von Konsumzwang. Ein Ort, der zeigt, dass anders zusammenleben in der Stadt möglich ist.
Danke an alle, die dieses Erlebnis ermöglicht haben!
In den nächsten Wochen und Monaten wird sich das Pa*radieschen in einen Mantel aus Gerüst und Baustaub verpuppen. Aus der provisorischen Übergangslösung im Leerstand entsteht dann ein dauerhafter Wohn- und Begegnungsort. Wir freuen uns jetzt schon auf die Wiedereröffnung im Frühjahr 2025 und alle Momente, die dann dort möglich sein werden!