05. Februar 2020
Der letzte Teil der ehemaligen Hindenburg Kaserne in der Calmbergstraße 2a im Antonsviertel, der zwischenzeitlich als Gemeinschaftsunterkunft diente, soll in den kommenden Monaten in Erbpacht zum Höchstgebot vom Freistaat Bayern veräußert werden.
Dies finden wir mehr als schade, weil damit Bauspekulant*innen die Tür geöffnet wird und zu erwarten ist, dass teure Luxuswohnungen entstehen werden und auf eine maximale Rendite abgezielt wird. Vielmehr wäre das Objekt aber eine großartige Chance langfristig bezahlbaren Wohnraum und einen neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt im Antonsviertel zu schaffen. Das laufende Konzeptvergabeverfahren der Stadt Augsburg im Sheridan Park zeigt durch eine vielfache Überbelegung, dass der Wunsch nach partizipativen und gemeinschaftlichen Wohnformen in Augsburg größer ist denn je.
Da die Immobilie vom Freistaat Bayern vergeben wird und dort eine Konzeptvergabe im Dezember 2020 aus haushaltsrechtlichen Gründen abgelehnt wurde, ist es aus unserer Sicht sehr wichtig zu prüfen, ob die Stadt Augsburg einen faireren Wettbewerb für die Calmbergstraße 2a herstellen kann.
Gibt es noch die Möglichkeit die Vergabe per Höchstgebot diesen Sommer zu verhindern und möglicherweise einen Kauf + Konzeptvergabe über die Stadt Augsburg abzuwickeln? Die Partei Augsburg in Bürgerhand wird dafür in den kommenden Wochen einen Antrag im Stadtrat stellen.
Wieso wird die Immobilie nicht wie im Prinz-Karl-Viertel mit den notwendigen Vorabprüfungen ausgeschrieben, die eine sicherere Kalkulation des denkmalgeschützten Gebäudes ermöglichen? Der Kauf eines Überraschungspakets ohne Bodenprobe, Bericht zum Denkmalschutz und Bestandsaufname schließt Baugemeinschaften automatisch aus. Nur Kapitalanleger*innen mit dem Ziel das Gebäude möglichst gewinnbringend zu renovieren, können ein solches Risiko eingehen.
Für Ihren Einsatz in dieser Angelegenheit möchten wir uns schon im Voraus bei Ihnen bedanken. Wenn Sie Ideen haben, wie für die Calmbergstraße 2a eine zukunftsorientierte Lösung geschaffen werden kann, nehmen Sie doch an der Kundgebung am Samstag, 15.5.2021, 11:00 Uhr in der Calmbergstraße in Augsburg teil.
Die Entscheidung der Staatsregierung ist ein Schlag gegen die Eindämmung der Preisexplosion für Wohnungen und Immobilien in Augsburg. Besonders im Antonsviertel wird die Preisspirale damit angeschoben.
Die ehemalige Hindenburgkaserne sollte schon auf Grund ihrer wechselvollen Geschichte als Flüchtlings- und Notunterkunft nach dem Krieg und später als ‚schlimmstes Asylbewerberheim Bayerns‘ nicht zum Höchstpreis verkauft und damit zum Spekulationsobjekt werden. Mit einer Konzeptvergabe kann die Stadt einen respektvollen Umgang sicherstellen und Baugenossenschaften die Möglichkeit bieten, in einem gemeinschaftlichen Prozess die beste Gestaltungsform für den Komplex selbst und für die Bewohner*innen des Viertels zu entwickeln und umzusetzen.
Selbst im Krisenjahr ist keine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu verzeichnen und ist das Recht auf Wohnen oft nur noch theoretisch vorhanden. So warnen Wohlfahrts- und Sozialverbände schon jetzt davor, dass sich die Not gerade von Menschen, die es schon vor der Pandemie auf dem Wohnungsmarkt nicht leicht hatten, noch einmal deutlich verschärfen wird. Grund genug, bestehende Objekte wie die Hindenburg-Kaserne, in der bis zum Jahr 2017 Geflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht wurden, nicht zum Höchstgebot zu vergeben. Genossenschaftsprojekte oder Konzeptvergaben könnten nicht nur helfen, dass der so dringend benötigte bezahlbare Wohnraum geschaffen wird. Sie könnten gleichzeitig auch einen Beitrag dazu leisten, das dunkle Kapitel der Calmbergstraße langsam zu schließen, indem aus dem einstigen Ort der Exklusion ein Ort der Begegnung und Inklusion geschaffen wird, an dem gerade Menschen in prekären Lebenslagen endlich ein lang ersehntes neues Zuhause finden können.
Wir möchten euch gerne zu einer kleinen Kundgebung am Samstag, 15. Mai 2021, 11:00 Uhr in der Calmbergstraße 2a (Augsburg) einladen. Diese wird von der Partei Augsburg in Bürgerhand geleitet und wir werden einen Redebeitrag stellen.